Montag, 14. Januar 2019


Alexander, Frederick Matthias
 wurde 1869 in Tasmanien/Australien geboren.
Er verbrachte seine Kindheit auf dem Lande und zog im Alter von sechzehn Jahren auf den australischen Kontinent, in die Stadt Mont Bischoff. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich mit Gelegenheitsarbeiten, während er sich abends seiner Leidenschaft widmete: der Schauspielerei. Er nahm Schauspiel- und Musikunterricht und betreute bald eine eigene Amateurkompanie.
Im Alter von zwanzig Jahren stellt sich bei ihm während seiner Vortragsabende immer häufiger eine Heiserkeit ein, die ihn schließlich eine Vorstellung abbrechen ließ. Da die Ärzte, die er konsultierte, keinen medizinischen Befund  für die Ursache dieser Heiserkeit fanden, beschloss Alexander, diese Ursache selbst zu suchen und – wenn möglich – zu beseitigen. Dabei ging er davon aus, der Grund für sein Problem  in der Art und Weise seines Stimm-Gebrauchs zu suchen war.
Alexander begann, sich selbst beim Rezitieren in Spiegeln zu beobachten. Er sah, dass er immer, wenn er zum Sprechen ansetzte, den Kopf gewohnheitsmäßig in den Nacken zog – ohne dies zu bemerken. Damit übte er einen Druck auf den Kehlkopf aus, der dazu führte, dass sein Stimmapparat nicht richtig funktionierte. Diese  übermäßige Anspannung der Nackenmuskulatur führte darüber hinaus zu einer Verkürzung seiner gesamten Gestalt, einhergehend mit einer Starrheit des Brustkorbs, Verkrümmung der Wirbelsäule, Einengung des Bauchraums etc.
Alexander fand heraus, dass es nur eine Möglichkeit gab, seine unbewussten Gewohnheiten und dem damit verbundenen schlechtem Eigengebrauch zu ändern: Er musste dem Reiz, einfach loszusprechen, widerstehen, und dafür innehalten, um sich selbst die Anweisung zu geben,  den Kopf  nicht  in den Nacken zu ziehen und dies während des gesamten Sprechens beizubehalten. Dieses Innehalten und Unterbinden der gewohnheitsmäßigen Reaktion nannte er "Inhibition" , die folgenden Anweisungen "Directions".
Später stellte er fest, dass diese Vorgehensweise des Innehaltens und Ausrichtens  nicht nur beim Rezitieren hilfreich war, sondern dass sie sich bei allen Aktivitäten des täglichen Lebens sinnvoll anwenden ließ.
Darüber hinaus stellte er fest, dass dieses Kopf-in-den-Nacken-Ziehen keine individuelle, sondern augenscheinlich weit verbreitete Angewohnheit war. Mit anderen Worten: Die Qualität des Verhältnisses von Kopf, Hals und Rücken, das die Qualität des allgemeinen Selbstgebrauchs primär bestimmt, war bei seinen Zeitgenossen nicht wesentlich besser als bei ihm selbst.
Nachdem Alexander diese Methode des bewussten Gebrauchs des Selbst erfolgreich praktiziert hatte, verschwanden seine Stimmprobleme. Um die Jahrhundertwende war er erfolgreich nicht nur als Rezitator, sondern inzwischen auch als Lehrer der von ihm in jahrelanger Selbstbeobachtung und Reflexion entwickelten Technik: Sein Klientel bestand allerdings nicht mehr nur aus Schauspielern, Musikern, Tänzern etc., sondern in immer höherem Maße aus Menschen, die erkannten, dass sich ihre gesundheitlichen Probleme durch eine Verbesserung ihres Eigengebrauchs lindern oder gar beseitigen ließen.
Verschiedene Umstände führten F.M. Alexander 1904 nach Europa: Er arbeitete in London, wo er innerhalb kürzester Zeit einen festen Schülerstamm hatte. Ebenso wie in England gewann F.M. Alexander in den USA, die er 1914 besuchte, schnell Schüler und Befürworter seiner Arbeit. Inzwischen zählten prominente Zeitgenossen wie der Dramatiker George Bernhard Shaw, der Philosoph Prof. John Dewey oder der Schriftsteller Aldous Huxley zu seinen Schülern.
In den folgenden zehn Jahren arbeitete Alexander etwa zu gleichen Teilen in den USA und in London. Schließlich begann Alexander, nachdem er schon seit längerem von seinen Schüler darum gebeten worden war, damit, andere Menschen darin auszubilden, seine Technik zu unterrichten. Die erste Klasse für zukünftige F.M. Alexander-Technik-Lehrer wurde 1930 ins Leben gerufen.
Die Entwicklung seiner Technik von der Selbstbeobachtung bis zu Selbstveränderung beschrieb Alexander in seinem 1932 veröffentlichen Buch: "The Use Of The Self".
F.M. Alexander unterrichtete bis zu seinem Tod im Jahr 1955.

Anweisung

Eine „Anweisung“ (Direction) gebe ich mir selbst, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.
Die erste Anweisung („Primary Direction“) ist immer die, sich „den Hals frei zu denken“, um den Kopf auf der Wirbelsäule balancieren zu lassen und insgesamt eine angemessene Körperspannung herbeizuführen. Während diese Anweisung beibehalten wird, werden dann die für die spezifische Aufgabe notwendigen weiteren Anweisungen erteilt.
Beispiel: Ich möchte gehen. Ich denke zunächst meinen Hals frei, dann den Kopf nach oben, die Knie nacheinander über die Füße nach vorn, während der Rücken zurück bleibt.
Dieses Erteilen von Anweisungen setzt voraus, dass ich, bevor ich losgehe, innehalte („Inhibition“), anstatt meinen unbewussten (Geh-)Gewohnheiten zu folgen.


Barlow, Marjory
(1915 - 2006) war eine Nichte F.M. Alexanders.
 
1932 begann Sie, Unterricht bei Alexander zu nehmen, von 1934 bis kurz vor Ihrem Tod  unterrichtete sie diese Technik selbst .

Zusammen mit Ihrem Mann Wilfred Barlow gründete Sie später ein eigenes Ausbildungsinstitut für zukünftige Lehrerinnen und Lehrer der Alexander-Technik.In dem Buch "An Examined Life" (USA 2002) berichtet sie in Form einer Konversation mit ihrem früheren Schüler Trevor Allen Davies über Ihre mehr als 70 Jahre lange Erfahrung mit der Alexander-Technik als Schülerin, Studentin, Lehrerin und Ausbilderin.

Constructive Conscious Control of the Individual
Alexanders  zweites  Buch: “Constructive Conscious Control of the Individual” erschien 1932, zwölf Jahre nach „Man´s Supreme Inheritance”.

Eine deutsche Übersetzung unter dem Titel  „Die konstruktive bewusste Kontrolle des individuellen Menschen“ erschien 2006 bei Karger (Basel).

Alexander beschreibt in diesem Buch, wie sich die Menschen  mit Hilfe der Prinzipien des Innehaltens und der bewussten Steuerung  an Stelle unbewusster, gewohnheitsmäßiger  Verhaltensmuster  in der sich immer schneller verändernden Welt besser orientieren und angemessen verhalten können. Dabei ist es von wesentlicher Bedeutung, die Sinneswahrnehmung als Grundlage unserer Reaktionen zu  verbessern
In diesem Buch beschäftigt sich Alexander mit der Sinneseinschätzung des Menschen
in Bezug auf seine evolutionäre Entwicklung (Kap. 1),
im Bezug zum Lernen und zum Lernen, wie etwas getan werden muss(Kap 2),
im Verhältnis zu den Bedürfnissen des Menschen (Kap. 3)
und ihrem Bezug zum Glück (Kap. 4).
“Für all jene, die sich mit der Dringlichkeit heutiger Probleme ernsthaft auseinandersetzen, dürfte der interessanteste Punkt in diesem Zusammenhang  der sein, dass der Mensch tatsächlich auch heute noch nicht in der Lage ist, sich schnell genug an jene sich immer schneller verändernden Lebensformen zu gewöhnen, die wir Zivilisation nennen.“  (Die konstruktive Kontrolle… S. 2)

Directions
s. „Anweisung“

Eigenwahrnehmung
Die Verbesserung der Eigenwahrnehmung als eine Grundlage erfolgreichen Verhaltens ist ein Ziel der Arbeit mit der Alexandertechnik. Unzuverlässig wir die Eigenwahrnehmung dadurch, dass wir uns mit unseren Gewohnheiten arrangieren und die Warnsignale des Organismus ignorieren.
Beipiel: Wenn jemand eine Schultertasche immer auf seiner linken Schulter trägt, wird er diese wahrscheinlich so hochziehen, dass die Tasche „sicher“ dort bleibt. Vielleicht nimmt er dieses Hochziehen der Schulter anfangs noch als unangenehm war, im Laufe der Zeit aber wird er sich daran gewöhnen und seine Schiefhaltung als normal ansehen.
Wenn nun jemand diese Person so ausrichtet, dass beide Schultern auf gleicher Höhe sind, wird diese Person das Gefühl haben, dass die linke Schulter zu tief oder bzw. die rechte  zu hoch steht.
Während einer Alexander-Technik Stunden werden Schüler/in und Lehrer/in gemeinsam daran arbeiten, die Eigenwahrnehmung soweit zu verbessern, dass Sie immer mehr dem wirklichen Verhalten entspricht.

False sensory self-perception
= falsche sensorische (sinnliche) Eigenwahrnehmung
siehe: „Eigenwahrnehmung“

Gewohnheit

Eine Gewohnheit ist ein Reaktionsmechanismus, der, ähnlich der instinktiven Reaktion auf einen inneren  (z.B. Hunger) oder äußeren (z.B. das Klingeln eines Telefons) Reiz weitestgehend ohne bewusste Kontrolle abläuft.
Wir stellen dann im Nachherein oft fest, dass unsere Reaktion unangemessen war.